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Enterprise-Software für digitale Souveränität?!

13.06.25 · Praxiswissen
Jenna Brinning
5 Min. Lesezeit
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digitale souveränität und die softwareunabhängigkeit in der öffentlichen verwaltung

„Enterprise-Software? Aber wir sind doch eine Behörde!“ Diese Reaktion ist verständlich. Doch was bedeutet „Enterprise“ wirklich und warum stärkt openDesk trotz dieses Labels die digitale Souveränität der Verwaltung?

Wenn in öffentlichen Einrichtungen von „Enterprise-Software" die Rede ist, folgt oft ein skeptischer Blick. Der Begriff klingt nämlich nach multinationalen Konzernen, hohen Lizenzkosten und komplexen Strukturen, die mit der Verwaltungsrealität wenig gemein haben. „Wir sind keine Unternehmung, wir sind eine Behörde", lautet der berechtigte Einwand.

Was bedeutet „Enterprise“ wirklich für Verwaltungen?

Spulen wir einmal kurz zurück, denn der Begriff „Enterprise“ hat im Kontext der Softwareentwicklung einen semantischen Wandel erfahren. In den 1990er Jahren begannen Softwarehersteller, ihre Produkte für Großunternehmen als „Enterprise-Lösungen" zu bezeichnen. Nicht nur als Marketingstrategie, sondern weil diese Anwendungen recht spezifische Anforderungen komplexer Organisationen erfüllen mussten.

Heute aber steht „Enterprise" vor allem für ein Qualitätsspektrum, das über die rein privatwirtschaftlichen Anwendungsdomäne hinausreicht:

  • Skalierbarkeit ist genauso entscheidend für Behörden mit Personalstärken im drei- bis vierstelligen Bereich und Millionen von Interaktionen und Kontakten.

  • Die Sicherheit im Umgang mit personenbezogenen Daten ist dabei nicht verhandelbar.

  • Kritische Prozesse dulden keine Ausfallzeiten; Zuverlässigkeit ist für behördliche Prozesse mit kontinuierlichen Betriebsanforderungen unverzichtbar.

  • Auch für öffentliche Organisationen spielt die Integrationsfähigkeit und technische Interoperabilität mit existierenden Systemlandschaften eine wichtige Rolle.

Stadtverwaltungen, Ministerien oder Bundesbehörden stehen damit vor ähnlichen Herausforderungen wie Privatunternehmen: Sie haben alle viele Nutzer, komplexe Prozesse, hohe Sicherheitsanforderungen und müssen unterschiedliche Systeme anbinden.

Softwareunabhängigkeit als Schlüssel zur digitalen Souveränität

Für die öffentliche Hand bedeutet digitale Souveränität die Kontrolle über die eigene IT-Infrastruktur, von der Datenhoheit bis zur selbstbestimmten Weiterentwicklung der Systeme.

Proprietäre Software kann problematische Abhängigkeiten schaffen, wie mehrere dokumentierte Fälle zeigen. Ein bekanntes Beispiel war das Projekt LiMux der Stadt München. Über Jahre hinweg setzte die Verwaltung in großem Umfang auf eine Linux-basierte IT-Infrastruktur und galt international als Vorreiterin für Open Source im öffentlichen Sektor. 2017 folgte ein Strategiewechsel zurück zu Microsoft-Produkten, was laut Schätzungen rund 50 Millionen Euro kostete. Seit 2021 verfolgt München erneut einen Open-Source-Kurs.

Auch lizenzierungsbedingte Kostensteigerungen stellen besonders für Behörden mit festen Haushaltsplanungen eine große Herausforderung dar. Die Bundesverwaltung erkannte diese Problematik bereits 2019 in ihrer „Strategischen Marktanalyse zur Reduzierung von Abhängigkeiten von einzelnen Software-Anbietern“. Das vom Beauftragten der Bundesregierung für Informationstechnik veröffentlichte Dokument benennt explizit die Risiken durch kommerzielle Software-Monopole.

Die Studie „Ein Open-Source-Ökosystem für die öffentliche Verwaltung“ des Kompetenzzentrums Öffentliche IT unterstreicht zusätzlich, welchen besonderen Stellenwert Datenschutz im öffentlichen Sektor einnimmt.

Open-Source-Lösungen wie openDesk bieten hier einen alternativen Weg. Sie kombinieren Enterprise-Qualität mit echter Unabhängigkeit. Der offene Quellcode schafft Transparenz, reduziert Risiken, schützt vor einseitigen Änderungen der Nutzungsbedingungen und ermöglicht eine langfristige IT-Strategie auf eigenen Beinen.

Diese digitale Autonomie bedeutet keinen Verzicht auf moderne Technologie, sondern erlaubt eine bedarfsgerechte Digitalisierung unter klaren Rahmenbedingungen. Gerade in der Verwaltung gilt: Datenschutz, Verlässlichkeit und ein sinnvoller Ressourceneinsatz sind keine Kür, sondern Pflicht.

Parallele Anforderungen in Wirtschaft und Verwaltung

Wirtschaft und Verwaltung unterscheiden sich in Aufbau und Zielsetzung, aber die technischen Herausforderungen ähneln sich. In beiden Bereichen muss die eingesetzte Software skalierbar, sicher und anschlussfähig sein.

Dennoch gelten in Behörden oft strengere Regeln. Datenschutz und Informationssicherheit stehen ganz oben. Auch die Haushaltsführung unterscheidet sich: Während Unternehmen relativ flexibel agieren können, sind Verwaltungen an Jahreshaushalte gebunden. Planbarkeit und Kostentransparenz haben ein entsprechend höheres Gewicht. Wenn viele Stellen beteiligt sind und jedes Bundesland eigene Wege geht, braucht es Lösungen, die verlässlich integrieren.

Was funktioniert, ist Software, die professionell ist wie in der Wirtschaft, aber auf die Verwaltungsrealität zugeschnitten wurde.

Enterprise-Qualität ohne Abhängigkeiten: Kein Widerspruch

openDesk wurde genau für diesen Spagat konzipiert. Die Lösung vereint Enterprise-Qualitäten mit digitaler Souveränität – unabhängig von proprietären Anbietern. Der offene Quellcode ist ein Sicherheitsvorteil und sichert die Entscheidungsfreiheit der Verwaltung.

Ob eine Lösung als „Enterprise“ bezeichnet wird, ist letztlich zweitrangig. Entscheidend ist, was sie leistet, wie gut sie zu den organisatorischen Abläufen passt und ob sie digitale Selbstbestimmung stärkt. Datenschutz, Kostenkontrolle und Unabhängigkeit sind keine Randthemen, sondern zentrale Kriterien. Digitale Souveränität entsteht dort, wo Technik den Bedürfnissen folgt.

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